Ziele und Arbeitsschritte des Projekts
Ziel des Projektes "Zwangsarbeit 1939-1945" war die Sicherung, Bereitstellung, Erschließung und Aufbereitung der Audio- und Video-Interviews und ihrer Begleitmaterialien.
Im mehreren zwischen 2007 und 2019 durchgeführten Teilprojekten wurden die zentralen Arbeitsschritte: die Archivierung, die Digitalisierung, der Aufbau des Online-Archivs, die Übersetzung, die Erschließung und die Erstellung von Bildungsmaterialien umgesetzt.
Ein Einführungsfilm von 2010 informiert knapp über die Interview-Sammlung und die ersten Arbeiten am Archiv.
Das Kooperations-Projekt startete im Herbst 2007. Zunächst wurden die Interview-Bänder digitalisiert und qualitativ nachbearbeitet. Im Januar 2009 stand das Archiv in einer ersten Online-Version für Expert*innen zur Verfügung.
Seit dem wird es kontinuierlich verbessert und auf dem aktuellen Stand der Technik gehalten. Seit 2023 ist es Bestandteil des Interviewportals Oral-History.Digital.
Auf den Interviews basierende Bildungsmaterialien wurden 2010 als DVD und Lehrer*innenheft, und 2016 als Online-Angebot erarbeitet.
Inzwischen wird das Projekt "Zwangsarbeit 1939-1945. Erinnerungen und Geschichte" am Bereich Digitale Interview-Sammlungen an der Universitätsbibliothek der FU Berlin weitergeführt und somit die nachhaltige Bereitstellung der entwicklelten Anwendungen und Materialien sichergestellt
Übersicht über die einzelnen Projektbausteine
- Archivierung und Inventarisierung
- Digitalisierung
- Online-Bereitstellung
- Übersetzung
- Segmentierung und Erschließung
- Bildungsmaterial
Archivierung und Inventarisierung
Das Deutsche Historische Museum sorgt für die fachgerechte Inventarisierung und die dauerhafte Lagerung der etwa 2000 Audio- und Video-Bänder und ihrer Begleitmaterialien unter konservatorisch optimalen Bedingungen in der Kinemathek des Deutschen Historischen Museums.
Digitalisierung
Die etwa 2.000 Video- und Audio-Bänder wurden digitalisiert. Die Bänder wurden mit dem Digas-System der Firma David Systems digitalisiert und qualitativ, nicht aber inhaltlich nachbearbeitet. Die Dateiformate Broadcast WAVE (für die 393 Audio-Interviews) und DV (für die 190 Video-Interviews) sind praktikable und vielfältig einsetzbare Zwischenformate. Zur Nutzung über eine Online-Plattform wurden die Dateien in ein internetfähiges Format übertragen (Audio: MP3, Video: MPEG4 Codec H264 und FLV onVP6).
Bereitstellung über eine webbasierte Archivplattform
Es wurde eine digitale Archivplattform entwickelt, die seitdem kontinuierlich verbessert und auf dem aktuellen Stand der Technik gehaltenwird.
Nach einer Registrierung sind folgende Materialien zugänglich:
- Interviews (Audio / Video)
- Transkripte
- Übersetzungen (sofern vorhanden)
- Fotografien und Dokumente
- Kurzbiografien
- Weiterführende Informationen
Eine kombinierte Filter- und Volltextsuche erlaubt den gezielten Zugriff auf die Inhalte der Interviews. Nutzer*innen können die Interviews nach Sprache, Teilsammlungen, Geschlecht der Interviewten, Verfolgtengruppen, Einsatzbereich, Unterbringungsart und Medientyp filtern und so Samples bilden. Über die Volltextsuche, Inhaltsverzeichnisse, Kartensuche und Register ist ein gezielter thematischer Zugriff auf einzelne Interviewsegmente möglich. Nutzer*innen können ihre Suchen in einer Arbeitsmappe speichern und Anmerkungen verfassen.
Übersetzung
Zur einfacheren Nutzung in Bildungsarbeit und Forschung sind die in 25 Sprachen vorliegenden Interviews fast vollständig ins Deutsche übersetzt worden. Die Archivplattform ist auf deutsch, englisch und russisch zugänglich.
Segmentierung und Erschließung
Die wissenschaftliche Erschließung ermöglicht eine Recherche, die zielgenau auch zu einzelnen Interviewpassagen führt. Grundlage dafür ist die Segmentierung der mehrstündigen Interviews, d.h. die Koppelung von Transkript und Mediendatei mit Hilfe von Timecodes.
Ein webbasiertes Redaktionssystem hat die Indexierung der Interviews nach Orten, Lagern, Firmen und Personen und ihre Gliederung mit Haupt- und Zwischenüberschriften erlaubt. Kurzbiografien und persönliche Daten der Zeitzeug*innen wurden überprüft. Im Ergebnis ermöglichen biografische Daten, Inhaltsverzeichnisse, Register, Karten- und Volltextsuche die Orientierung und die Recherche innerhalb der umfangreichen lebensgeschichtlichen Interviews.
Bildungsmaterial
Auf der Grundlage von biografischen Kurzfilmen wurden 2010 zusammen mit der Bundeszentrale für poltische Bildung digitale Unterrichtsmaterialien auf DVD erstellt: "Zeitzeugen-Interviews für den Unterricht: Video-DVD - Lernsoftware - Lehrerheft" erleichtern die Nutzung der Interviews im Geschichtsunterricht, bei Projekttagen oder Präsentationsprüfungen.
Ausgewählte Interview-Ausschnitte werden in einer PC-Station im Deutschen Historischen Museum und in weiteren Ausstellungen und Museen gezeigt. Der Online-Einstieg Flossenbürg hilft bei der Vorbereitung eines Gedenkstättenbesuchs, der Online-Einstieg Ruhrgebiet bei der Vorbereitung eines Projekttags zur Zwangsarbeit in Nordrhein-Westfalen. Projektschultage in der Topographie des Terrors konfrontieren Täterquellen mit Erinnerungen von Überlebenden. Auch andere Museen, Forschungs- und Bildungsprojekte nutzen Bestände des Archivs.
Seit 2016 fördert die auf den Interviews beruhende Online-Anwendung "Lernen mit Interviews: Zwangsarbeit 1939-1945" historische und mediale Kompetenzen und eine aktive Erinnerung an die nationalsozialistische Zwangsarbeit und ihre Opfer. Darüber hinaus haben unsere Partner von Živá paměť Prag und dem Regionalzentrum für Oral History in Woronesch mit uns jeweils eigene Ländervarianten der Lernumgebung vorbereitet: "Nucená práce 1939-1945" (tschechisch) und "Обучение на основе интервью" (russisch). 2019 wurde die von der polnischen Stiftung Ośrodek Karta entwickelte, polnischsprachige Lernanwendung "Wojna i pamięć" veröffentlicht.