Emilia B.: Polnische Zwangsarbeiterin in Berliner Batteriefabrik
Emilia B. wurde 1943 nach Berlin zur Zwangsarbeit deportiert. Sie ist in ihre Heimatgemeinde zurückgekehrt und lebt heute in einem Drei-Generationen-Haushalt in ihrem Elternhaus. Aus Heimweh begann sie in Berlin, Gedichte zu schreiben.
- 1921 auf dem Lande (in der Nähe von Zamość) geboren; eingebettet in eine polyethnische und multikonfessionelle Gemeinschaft, wuchs sie mit zwei jüngeren Geschwistern in einer kleinbäuerlichen Familie auf
- 1942 – im Zuge der Ansiedlung von Deutschen – floh die Familie, um der Deportation zu entgehen
- Dezember 1942 Verhaftung von Emilia B. und ihren Geschwistern und Internierung in Zamość
- Anfang 1943 Deportation nach Berlin
- Arbeit bei der Pertrix GmbH, einer der Familie Quandt gehörenden Batteriefabrik
- Unterbringung im Barackenlager, häufiger Kontakt mit dem minderjährigen Bruder, der in einem anderen Teil Berlins untergebracht war und arbeitete
- nach der Befreiung im April 1945 Rückkehr an ihren Heimatort
- 1947 Heirat mit einem "Repatrianten" aus dem Osten (aus dem von der Sowjetunion annektierten Gebiet), drei Kinder
- Bewirtschaftung des elterlichen Hofes
- Noch im hohen Alter nimmt sie am sozialen Leben der Gemeinde aktiv teil und verfasst Gedichte.
Interview-Daten:
- Interview za188 »
- Audio-Interview auf Polnisch
- am 29.12.2005 in Komarów durch Jarosław Pałka
- Interview-Dauer 3:14 Stunden
- Transkript, weitere historische und aktuelle Fotografien
- Teilsammlung "Polen – Karta Warschau"
Emilia B. verfasste während der Zwangsarbeit für Pertrix in Berlin einen neuen Text auf die Melodie des polnischen Soldatenliedes "Wojenko, wojenko, cóżeś ty za pani"
Wojenko, wojenko cóżeś uczyniła,
Żeś biednych Polaków na Pertrix rzuciła!
"In die Reihe!" - ryczy byk co siły,
Żeby wybiegł z baraku kto cały i żywy.
Niedobrze majstrowa patrzy, niby sowa,
Żeby nikt przy pracy nie powiedział słowa.
Nieraz majster krzyczy, my się nie boimy
I choć pracujemy, alarmu prosimy.
My wierzymy mocno, nam się nic nie stanie,
Z berlińskiej fabryki gruz się pozostanie.
Oh du Krieg, oh du Krieg, wir müssen laut klagen,
hast uns arme Polen zu Pertrix verschlagen.
In die Reihe! brüllt der Stier, so laut und bebend,
dass aus den Baracken läuft, wer heil und lebend.
Die Meisterin Eule schaut voll Unbehagen,
damit bei der Arbeit wir auch kein Wort sagen.
Manchmal schreit der Meister, wir werden nicht bangen,
obwohl wir arbeiten, (Flieger-)Alarm wir verlangen.
Wir glauben fest daran, uns wird nichts geschehen.
Von der Berlin’ Fabrik bleiben (nur) Trümmer stehen.