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Trauer um Paul Schaffer

News vom 10.08.2020

Paul Schaffer wuchs als jüngster Sohn einer jüdischen Familie in Wien auf. Nach dem Novemberpogrom 1938 floh er mit seinen Eltern nach Belgien, 1940 weiter nach Südfrankreich. Dort wurde er zunächst interniert, danach mit seiner Mutter und Schwester über Drancy nach Auschwitz deportiert. Die Frauen wurden sofort ermordet. Paul überlebte und musste bei Siemens-Schuckert in einem Außenlager von Auschwitz Zwangsarbeit leisten. 1945 gelang ihm die Flucht vom Todesmarsch und die Rückkehr nach Frankreich.

Paul Schaffer heiratete und baute Ende der 1950er Jahre eine Firma zur Bearbeitung von Plastikmaterialien in Soisson bei Paris auf. Er war Zeuge im Frankfurter Auschwitz-Prozess und trat seit den 1980er Jahren als Zeitzeuge in Schulen auf. 2002 erschien seine Autobiografie „Le soleil voilé“ (2010 auf Deutsch: "Als ich in Auschwitz war").

Für das Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“ interviewte ihn 2006 Dagi Knellessen.

Mit der Erklärung, die er am Anfang des Interviews abgab, leistete er einen prägnanten Beitrag zur Auseinandersetzung über das Phänomen der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus:

„Und zwar hab ich das Gefühl, nicht bloß als Zwangsarbeiter zu sprechen, denn das wichtigste Problem für mich ist das Leben in den Konzentrationslägern, -lagern und Vernichtungslagern gewesen. Die Zwangsarbeit war ja nur dann, ist nur dann entstanden, als die deutsche Wehrmacht Arbeitskräfte oder billige Arbeitskräfte aussuchte und Leute in den KZ gewählt haben, diese Arbeit zu leisten. Also, ich denke deshalb, dass da kein, kein, wie soll ich sagen, kein Widerspruch entstehen soll, denn die Zwangsarbeit war ja nicht das Wichtigste in der Zeit der Nazis, ja?“

Paul Schaffer starb mit 95 Jahren Anfang August in Wien.

Er fehlt.

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