Trauer um Dori Laub
News vom 26.06.2018
Am 23. Juni 2018 ist Prof. Dori Laub im Alter von 81 Jahren gestorben.
Der am 8. Juni 1937 in Czernowitz geborene Wissenschaftler hat als Kind den Holocaust überlebt. Nach dem Krieg war er Mitbegründer des "Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies" der Yale University, das seit 1979 Zeugnisse von Überlebenden des Holocaust aufzeichnet, um ihre Erinnerungen zu bewahren und für die Forschung und interessierte Öffentlichkeit bereitzustellen. Als Professor für Psychatrie an der Yale University School of Medicine publizierte Laub ausgiebig über schwerwiegende psychische Traumata infolge der Shoah. So hat er 1992 zusammen mit Shoshana Felman den einflussreichen Band: "Testimony: Crises of Witnessing in Literature, Psychoanalysis and History" verfasst. Als praktizierender Psychoanalytiker betrieb er in New Haven, Connecticut, eine eigene Praxis.
Dori Laub hat zum Projekt "Zwangsarbeit 1939-1945" einen unverzichtbaren Beitrag geleistet, indem er die Teilsammlung "USA - Yale New Haven" initiierte und die lebensgeschichtlichen Interviews selbst durchführte. Es handelt sich dabei um 20 Interviews mit Überlebenden, die von ihm im Rahmen des Fortunoff Archives bereits zu einem früher Zeitpunkt befragt worden waren. Über diese Wiederbefragungen verfasste er einen weitsichtigen Beitrag in dem das Interviewprojekt begleitenden Sammelband "Hitlers Sklaven".
Er kommt dabei zu dem Schluss:
"Es scheint als hätten 25 Jahre Introspektion, des sich selbst und anderen Zuhörens und des Lebens selbst ihre unauslöschlichen Spuren bei den Holocaust-Überlebenden hinterlassen, die den "Zeugenaussagen-Pakt" eingegenen sind, obwohl er ihnen vielleicht nicht oder kaum hilft, mit ihren Erfahrungen zurecht zu kommen."
Seit Ende des vergangenen Jahres bietet die Universitätsbibliothek/Center für Digitale Systeme der Freien Universität Berlin interessierten Forscherinnen und Forschern Zugang zu den über 4.000 Interviews des „Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies“ an.
Wir werden Dori Laub für seine Leistungen und sein unermüdliches Engagement dankbar in Erinnerung behalten.